von Albert Glossner, 29. April 2022
Das Modell des statischen und dynamischen Mindsets von Carol Dweck unterscheidet zwei Denkweisen, die hohe Auswirkung auf Motivation, Erfolg, Umgang mit Fehlern und Lernentwicklung haben. Wie kann ich durch mein Feedback als Trainer*in (oder als Coach, Führungskraft, Elternteil, …) ein Mindset ansprechen, das einen lernfördernden Umgang mit Fehlern unterstützt?
Bereits in einem früheren Beitrag habe ich das Modell des statischen und dynamischen Mindsets von Carol Dweck ausführlicher beschrieben: Mindset - statisches und dynamisches Selbstbild
Hier eine Zusammenfassung des Konzepts:
„So bin ich nun mal. Ich kann das einfach nicht!“ Hast du so einen Satz schon einmal gedacht oder gesagt? Vielleicht kannst du dich daran erinnern, wie du dich dabei gefühlt hast. Machen wir ein kleines Experiment: Stell dir vor, du hättest zu diesem Zeitpunkt das Wörtchen „noch“ in deine Aussage eingefügt: „Ich kann das noch nicht.“ Was hätte sich für dich verändert?
Die Veränderung, die hier stattfindet, bezieht sich auf das Selbstbild bzw. die Einstellung, die du dir selbst gegenüber hast. Die Psychologin Carol Dweck unterscheidet zwischen dem statischen Selbstbild (fixed mindset) und dem dynamischen Selbstbild (growth mindset) (Dweck, 2009). Der Unterschied zwischen beiden liegt in dem „noch“, welches wir oben eingefügt haben.
Das dynamische Selbstbild beinhaltet die Annahme, dass du dich zu einem gegebenen Zeitpunkt auf einem bestimmten Entwicklungsstand und in einem Lernprozess befindest. Wenn du jetzt etwas noch nicht beherrschst, kann eine zukünftige Version deines Selbst durchaus dazu in der Lage sein. Vorausgesetzt, du lässt dich auf die Lernerfahrung ein und in nimmst in Kauf, dass du auf diesem Weg vielleicht noch einige Male die Erfahrung machst, es jetzt (noch) nicht zu können. Aber vielleicht bald.
Carol Dweck hat in zahlreichen Studien mit Schüler*innen und Erwachsenen bestätigt, dass Menschen mit statischem Selbstbild bei Misserfolg eher mit Hilflosigkeit reagieren, leichter unter Druck geraten und sich selbst in Frage stellen.
Menschen mit dynamischem Selbstbild denken eher wachstumsorientiert. Bei Misserfolg überlegen sie, was sie noch entwickeln oder verändern möchten. Erfolg besteht nicht darin, etwas unter Beweis zu stellen, sondern etwas zu lernen. Etwas besser zu schaffen als zuvor, etwas Neues zu verstehen. Wenn ich etwas „falsch“ mache, ist das ein wertvolles Feedback. „So geht es also nicht. Das habe ich jetzt gelernt. Nächstes Mal versuche ich es anders.“ Das Kriterium ist also nicht im Außen, nämlich X zu schaffen, sondern im Inneren, X besser zu machen als vorher. Das Leistungsziel wird zum Entwicklungsziel. Damit bin ich Herr meiner eigenen Handlungen, meine Motivation ist höher und mein Erfolg wahrscheinlicher.
Dweck konnte in ihrer Arbeit mit Schüler*innen belegen, dass eine Veränderung der Denkweise von einem statischen zu einem dynamischen Mindset einen grundlegenden Hebel darstellt, der eine immense Auswirkung auf den Lernerfolg hat. Wenn es gelingt, bei Schüler*innen ein dynamisches Mindset zu fördern, erhöht sich dadurch deren Lernleistung erheblich.
Dies hat große Bedeutung für unsere Arbeit als Trainer*innen. Mit der Art und Weise, wie wir mit Fehlern umgehen und Feedback geben, sprechen wir jeweils ein unterschiedliches Mindset der Teilnehmenden an. Je mehr es gelingt, mit den unseren Rückmeldungen ein dynamisches Mindset zu stärken, desto mehr stärken wir Lernbereitschaft und -motivation. Was bedeutet dies konkret?
Als Trainer*innen sind wir ständig in der Situation, mit „falschen“ Antworten oder „fehlerhaftem“ Verhalten umgehen zu müssen. Egal ob es Teilnehmerbeiträge, Ergebnisse von Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeiten sind oder bei Übungen jeder Art. Aussagen wie „das ist falsch“ – „das ist nicht richtig / korrekt / zutreffend“ sprechen das statische Mindset an. Formulierungen, die in der gleichen Situation eher das dynamische Mindset ansprechen, sind beispielsweise:
Welche Formulierung auch immer am besten passt, es geht darum, den Beitrag wertzuschätzen, die Leistung anzuerkennen und gleichzeitig zum Weiterdenken und Weiterlernen zu motivieren. Und all dies, ohne schwammig zu werden.
Jede Form der Leistungsbewertung (insbesondere bei Noten und Punkten) spricht das statische Mindset an. Wenn wir in unserem Feedback das dynamische Feedback ansprechen wollen, müssen wir den Lernprozess in den Mittelpunkt des Feedbacks nehmen. Dies geschieht beispielsweise durch folgende Formulierungen:
All diesen Formulierungen ist gemein, dass sie statt auf das Ergebnis auf den Lernprozess fokussieren. Und auch ein dynamisches Feedback kann genauso präzise und detailliert wie ein statisches Feedback sein. Letztendlich ist es nur eine Frage der Übung, mit einer einfachen Umformulierung Feedback prozessorientiert zu geben.
Eine Reflexionsübung zum Abschluss: In welchen Situationen und bei welchen Themen neigst du dazu, dich selbst (oder andere Personen) auf statische Weise zu betrachten - „Ich bin so – das kann ich nicht – das ist nicht mein Ding“ - ?. Wie wäre es, in der gleichen Situation eine dynamische Formulierung zu erproben?
Dweck, C. (2009). Selbstbild: wie unser Denken Erfolge oder Niederlagen bewirkt.
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