von Albert Glossner, 06. März 2024
Eine Veränderung ganz einfacher Glaubenssätze kann eine große Wirkung haben. Carol Dwek hat mit ihrem Konzept des „Mindsets“ zwei grundlegende Selbstbilder unterschieden, die nach ihren Studien eine hohe Auswirkung auf Motivation, Erfolg, Umgang mit Fehlern und Lernentwicklung haben. Worum geht es in diesem Konzept?
„So bin ich nun mal. Ich kann das einfach nicht!“ Hast du so einen Satz schon mal gehört? Oder hast du vielleicht selbst schon so gedacht? Vielleicht kannst du dich noch daran erinnern, wie du dich dabei gefühlt hast? Was für eine Situation mag das gewesen sein? Was war es, das du „einfach nicht konntest“?
Machen wir ein kleines Experiment: Stelle dir einmal vor, du hättest zu diesem Zeitpunkt das Wörtchen „noch“ in deine Aussage einfügen können: „Ich kann das noch nicht.“ Was hätte sich für dich verändert?
Die Veränderung, die hier stattfindet, bezieht sich auf das Selbstbild bzw. die Einstellung, die du dir selbst gegenüber hast. Die Psychologin Carol Dweck unterscheidet zwischen dem statischen Selbstbild (fixed mindset) und dem dynamischen Selbstbild (growth mindset) (Dweck, 2009). Der Unterschied zwischen beiden liegt sozusagen in dem „noch“, welches wir oben eingefügt haben.
Das dynamische Selbstbild beinhaltet die Annahme, dass du dich zu einem gegebenen Zeitpunkt auf einem bestimmten Entwicklungsstand befindest, und dass du auf dieser Basis viele neue Dinge erlernen kannst. Wenn du etwas jetzt noch nicht beherrschst, kann eine zukünftige Version deiner Selbst durchaus dazu in der Lage sein – wenn du dich auf die Lernerfahrung einlässt und den Gedanken zulässt, dass du es jetzt tatsächlich noch nicht kannst. Aber vielleicht bald!
Dweck hat in zahlreichen Studien mit Schülern und Erwachsenen bestätigt, dass Menschen mit statischem Selbstbild bei Misserfolg eher mit Hilflosigkeit reagieren, leichter unter Druck geraten und sich selbst in Frage stellen.
Das ist ja auch logisch: Wenn ich glaube, dass ich „so und so bin“, dann besteht mein Ziel darin, die Fähigkeiten, die ich sowieso glaube zu haben, immer wieder unter Beweis zu stellen. Schaffe ich das, bin ich nicht sonderlich überrascht. „Ich bin ja so. Wusste ich schon.“ Schaffe ich es nicht, bin ich gescheitert. „Ich dachte ich bin so, ich habe es nicht geschafft, also ist es wohl doch kein Teil meiner Person bzw. Fähigkeit X gehört wohl doch nicht zu mir. Ich bin also doch nicht kompetent.“ Das Scheitern trifft mich als ganze Person und das wirkt sich negativ auf die Motivation aus. Beim nächsten Mal werde ich es vielleicht nicht mehr versuchen. Außerdem werde ich versuchen, die Schuld extern zu suchen und andere Menschen abzuwerten. Wenn das nicht gelingt, leidet mein Selbstwert.
Menschen mit dynamischem Selbstbild denken eher wachstumsorientiert. Bei Misserfolg überlegen sie, was sie noch entwickeln oder verändern möchten. Erfolg besteht nicht darin, etwas unter Beweis zu stellen, sondern etwas zu lernen. Etwas besser zu schaffen als zuvor, etwas Neues zu verstehen. Falls ich etwas „falsch“ mache, ist das ein wertvolles Feedback. „So geht es also nicht. Das habe ich jetzt gelernt. Nächstes Mal versuche ich es anders.“ Das Kriterium ist also nicht im Außen, nämlich X zu schaffen, sondern im Inneren, X besser zu machen als vorher. Das Leistungsziel wird zum Entwicklungsziel. Damit bin ich Herr meiner eigenen Handlungen, meine Motivation ist höher und mein Erfolg wahrscheinlicher.
Was bringt uns Trainern dieses Selbstbild Konzept?
Wenn wir uns vorstellen, dass statisches vs. dynamisches Selbstbild keine unveränderbaren Einstellungen sind, sondern durchaus veränderbar und entwicklungsfähig, so bietet dieses Konzept einen großen Nutzen: Wenn es gelingt, Lernende für diese Grundeinstellungen zu sensibilisieren oder sie darin zu unterstützen, Herausforderungen oder Misserfolg im Sinne eines dynamischen Mindsets zu betrachten, kann dies eine große Auswirkung auf deren weiteren Umgang mit Fehlern, Motivation und Lernen bewirken.
Das Modell des statischen und dynamischen Mindset von Carol Dweck ist unter anderem ein Thema der Ausbildung Positive Psychologie. Dort setzt du dich mit einer Vielzahl von aktuellen Konzepten auseinander, die die persönliche Entwicklung unterstützen. Und du hast die Möglichkeit, deren Anwendung „am eigenen Leib zu erfahren“.
Folgende Übung (nach Blickhan, D., 2015) unterstützt die Sensibilisierung für die beiden Sichtweisen:
A. Erfahrung „Misserfolg“
Denke an eine Erfahrung, in der du Misserfolg erlebt hast und in einem statischen Selbstbild (fixed mindset) gedacht habst. Welche Überschrift würdest du dieser Erfahrung geben?
Betrachte nun diese Situation erneut. Was würde sich ändern, wenn du dieselbe Erfahrung mit einem dynamischen Selbstbild (growth mindset) betrachten würdest? Welche Möglichkeiten würden sich dadurch eröffnen? Wie wirkt sich dies auf dein Selbstwert aus?
B. Erfahrung „Erfolg“
Erinnere dich nun an ein Erfolgserlebnis, in der du eher entsprechend des dynamischen Selbstbildes (growth mindset) gedacht hast. Welche Überschrift würdest du dieser Erfahrung geben?
Betrachte nun diese Situation erneut. Welchen Nutzen hatte es, dass du diese Erfahrung mit einem dynamischen Selbstbild betrachtet hast? Was bedeutet dies für deinen Selbstwert?
Dweck, C. (2009). Selbstbild: wie unser Denken Erfolge oder Niederlagen bewirkt. München, Piper.
Wie kannst du dazu beitragen, dass andere Menschen ihr Potential entfalten? Und worin findest du ganz persönlich Glück und Sinn?
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