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Methode Experteninterview für das Online-Training

von Albert Glossner, 15. Oktober 2021

Es gibt einige Methoden, die im Online-Training noch besser funktionieren als im Präsenz-Training. Eine davon ist das Experteninterview. Die Idee ist, dass Teilnehmer*innen in Gruppenarbeit ein Experteninterview vorbereiten und es dann vor der Gesamtgruppe durchführen. Wie läuft es ab, welchen Nutzen bietet die Methode und welche Varianten gibt es?

Wie ist der Ablauf?

Zunächst startet eine Gruppenarbeit – optimalerweise mit 2-4 Teilnehmer*innen pro Gruppe, je nach Größe der Gesamtgruppe. Die Aufgabe ist, ein Experteninterview vorzubereiten. Dies beinhaltet:

  • Die Rollen des „Interviewer“ und des „Experten“ zu vergeben. Bei 3er Gruppen kann die dritte und vierte Person sich entscheiden, nur in der Vorbereitung des Gesprächs mitzuwirken oder auch als zweiter Interviewer tätig zu werden.
  • Mögliche Fragen zu erarbeiten
  • Antworten darauf zu erarbeiten
  • Und das Gesamte in eine sinnvolle Struktur zu bringen.

Die Grundlage des Interviews kann ein Dokument / Handout / Text sein. Eine freiere Form wäre, dass die Teilnehmer*innen die Inhalte selbst recherchieren. Oder der Inhalt des Interviews bezieht sich auf Themen, die bereits zuvor im Training erarbeitet wurden.

Recht gute Erfahrungen habe ich damit gemacht, die Dauer des Interviews zeitlich stark zu begrenzen, zum Beispiel: „Eure Sendezeit wird 2:30 min betragen.“ Dies zwingt dazu, die Inhalte des Interviews stark zu verdichten. Üblicherweise genügt eine Vorbereitungszeit von 15-20 min, um das Interview vorzubereiten. Bei umfangreicheren Inhalten oder selbständiger Recherche wäre entsprechend mehr Zeit zur Vorbereitung nötig.

Welchen Nutzen bietet die Methode?

Eine Möglichkeit ist, sie als Wiederholungs-Aktivität einzusetzen. Beispiel: „Fasst die Kernaussagen des vorigen Tages zusammen und präsentiert diese in einem kurzen Interview“.

Meistens setze ich die Methode zur Erarbeitung von neuen Inhalten ein. Die Erarbeitung von Fragen und Antworten zu einem Themenbereich setzt eine intensive Auseinandersetzung mit den Themen voraus. Wenn mit arbeitsteiligen Gruppen (jede Gruppe ein anderes Themengebiet) gearbeitet wird, kann so auch ein breiteres Themengebiet abgedeckt werden. Eine Variante ist auch, ein Themengebiet aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten.

Ein weiterer Nutzen ist, dass diese Methode für die Teilnehmer*innen Motivation und Spaß bringt. In der Regel haben Teilnehmer*innen wesentlich mehr Freude, die Inhalte als Interview dazustellen als in Form einer üblichen Gruppenpräsentation. Häufig hat das durchgeführte Interview einen gewissen Unterhaltungswert, manchmal entstehen dabei auch Situationen, die eine bühnenreife Komik beinhalten.

Besonders geeignet halte ich die Methode dann, wenn die zukünftige Anforderung an die Teilnehmer*innen darin besteht, in ihrer beruflichen Praxis Inhalte mündlich erläutern zu können (z.B. in Beratungssituationen mit Kunden). Dann beinhaltet diese Methode schon eine Vorbereitung auf diese Praxissituation (siehe auch Variante Kundendialog).

Welche Varianten gibt es?

Die von mir genutzten Varianten dieser Methode bestehen darin, das Setting entsprechend zu verändern. Beispiele dafür sind:

  • Kundendialog: Hier werden nicht die Rollen „Interviewer / Experte“ vergeben, sondern „Berater / Kunde“. Diese Anpassung bietet sich vor allem dann an, wenn die Teilnehmer*innen zukünftig ihr Wissen in einer Beratungssituation nutzen sollen. Dann besteht der Lerngewinn nicht nur in der Erarbeitung der Inhalte, sondern auch im Üben einer realitätsnahen Gesprächssituation. Da Fragen und Antworten in der Gruppenarbeit bereits erarbeitet wurden, ist diese Methode weit weniger stressig als ein spontanes Rollenspiel. Sie kann auch als Hinführung zur Methode Rollenspiel genutzt werden. Das Setting kann – je nach beruflichem Kontext des Trainings – entsprechend angepasst werden: Führungskraft / Mitarbeiter, Pflegepersonal / Patient, etc.
  • Fernsehshow: Diese Variante habe ich bei Barbara Messer kennengelernt. Hier ist das Setting – aufbauend auf die Rollen Experte / Interviewer – so gesetzt, dass der Unterhaltungsfaktor noch mehr unterstrichen wird. Dies kann zusätzlich dadurch unterstützt werden, dass der Trainer / die Trainerin einen bekannten Fernseh-Jingle vor den Interviews einspielt. Das Künstliche dieser Situation führt dazu, dass Teilnehmer*innen sich noch mehr ermutigt fühlen, den Unterhaltungswert des Interviews zu steigern.

Die Methode im Online-Training

Zunächst habe ich diese Methode in Präsenzseminaren kennengelernt und dort vielfach eingesetzt. Im Online-Training findet die vorbereitende Gruppenarbeit in Breakout-Rooms statt. In der Interview-Situation bitte ich alle Teilnehmer*innen, ihr Video auszuschalten, so dass nur noch Experte und Interviewer zu sehen sind. Dies führt dazu, dass der Aufmerksamkeitsfokus voll auf die beiden gerichtet ist und schafft dadurch einen noch ernsthafteren, wirklichkeitsnäheren Rahmen.

Diese und weitere Methoden kannst du im Modul "Zaubern" der Trainerausbildung in einer Präsenzsituation erleben oder während der Ausbildung zum/ zur Online-Trainer*in im Online-Format.

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