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Coaching Trends & Prognosen: Die Zukunft des Systemischen Business Coachings

von Marion Kellner-Lewandowsky, 06. November 2025

Unsere Arbeitswelt steht in einem fundamentalen Wandel, in dem das systemische Business Coaching ein sehr wichtiges Instrument sein wird, die Orientierung und Anpassung des Menschen an und in diese neue KI-gestützte Arbeitswelt auf eine gute, humanistische Weise zu begleiten. Organisationen, Teams, Führungskräfte und Mitarbeitende benötigen gerade jetzt und zukünftig kraftvolle Begleitung, um die anstehenden herausfordernden Zeiten mit Resilienz auf Basis innerer Klarheit sowie schneller Lern- und Anpassungsfähigkeit und Innovationsstärke zu meistern.

Die Zukunftsforscher und -manager zeichnen für die kommenden Jahre eine Arbeitswelt, die von zunehmender Digitalisierung und Automatisierung geprägt sein wird. Während Arbeitnehmende sich durch Wandelfähigkeit und die Bereitschaft zum schnellen Umlernen auf diese neue Arbeitswelt einstellen müssen, besteht die Herausforderung für Führungskräfte darin, neben der Technologisierung den Menschen und das Wesentliche nicht aus dem Blick zu verlieren.

Bisherige Themen wie hybride, flexible Arbeitsmodelle, unabhängige Arbeitsorte, Mehrgenerationen-Führung und (virtuelle) Führung bei gleichzeitig steigender Flexibilität und Unterschiedlichkeit von Beschäftigungs-, Organisationsformen werden sich weiter zuspitzen.

Coaching und insbesondere Systemisches Business Coaching wird wichtiger denn je werden, um Menschen in dieser Zeit des Wandels die Möglichkeit des Wachsens an Herausforderungen zu ermöglichen.

Wie und worauf sollten sich Systemische Business Coaches also vorbereiten, um mit ihrem Leistungsangebot in dieser Zeit bestmögliche Unterstützung zu bieten? Neben den persönlichen Coachingthemen in Umbruchphasen und der Veränderungsbegleitung werden folgende Themen zukünftig mehr und mehr eine Rolle spielen:

Ethik der Arbeit

Ethische Fragen zur Rolle, zu Aufgaben, zur Gestaltung der Arbeit wird in Anbetracht der scheinbar steigenden technischen Möglichkeiten zunehmend zu einer Gewissensfrage werden. Was macht die Rolle des Menschen in einer digitalen Welt von KI und humanoiden Robotern geprägten Arbeitswelt aus. Wie gelingt es, als Mensch seinen Platz zu finden, ohne mit der KI und eventuellen Superintelligenzen in einen nicht gewinnbaren Wettbewerb zu treten. Hier werden Coaches zukünftig in immer existenzielleren und philosophischen Fragestellungen von Führungskräften ein notwendiger Sparringspartner sein, um Klarheit und Authentizität zu schaffen.

Resilienz und innere Stärke

Längst geht es nicht mehr um Work-Life-Balance und die Frage, welche Generation mehr davon möchte. In einer Zeit des schnellen Wandels wird neben der praktischen Agilität, Anpassungsfähigkeit und dem Auf- und Ausbau von Widerstandsfähigkeit auch weiterhin um Themen wie Werte, Sinn und Identität gehen. Wenn die Zeiten rau sind, ziehen sich die Menschen nach innen zurück. So werden in den anstehenden Zeiten des Wandels noch mehr Menschen den Wunsch nach auf innerer Stärke und Resilienz verspüren, der mit passenden Coachingangeboten gefördert werden kann.

Neues Miteinander

Die anstehenden Herausforderungen der Welt – von Wandel durch KI, über Klimaherausforderungen bis zur gesellschaftlichen Entwicklung werden wir nur meistern, wenn wir Menschen uns darauf besinnen, was uns als Menschen erfolgreich gemacht hat: zusammenarbeiten. Die vielen Jahre der Individualisierung und individuellen Freiheit hat Einzelne stark gemacht, aber auch Spuren im Miteinander hinterlassen. Nicht nur auf gesellschaftlicher Ebene: auch in Teams und Organisationen gilt es neues Vertrauen, psychologische Sicherheit und eine tragende soziale Basis neu zu gestalten. Die Positive Psychologie zeigt ganz klar, dass positive Verbundenheit eine wichtige Voraussetzung für Kreativität und Innovationen ist und zugleich das Wohlbefinden von Menschen fördert. Dieses Miteinander auf einer freien, unabhängigen Basis zu gestalten, ohne in alte autoritäre Muster zurückzufallen, gilt als eine wichtige Herausforderung unserer Zeit. Als Coaches wird es unsere Aufgabe sein, Menschen, Teams und Organisationen dabei kraftvoll und wirksam zu begleiten.

Dies sind nur drei der wichtigen Themen im Coaching, auf die wir Coaches uns inhaltlich vorbereiten dürfen. Weitere Themen wie psychische Gesundheit, Skill-Shift (die schnelle Anpassung an wandelnde Kompetenzanforderungen) und der Umgang mit neuen und vielfältigen Rollen in immer komplexer werdenden Systemen werden wir an anderer Stelle vertiefen.

Die systemische Arbeitsweise mit den notwendigen Kenntnissen über Prinzipien und Regeln in Systemen, den verständnisfördernden Techniken des Perspektivwechsels, der Ressourcenaktivierung und integraler Sichtweise ist bereits eine unabdingbare Voraussetzung für die Arbeit als Coach im Business Kontext.
Daneben werden aber unter anderem folgende drei Trends die erfolgreiche Arbeit von systemischen Business Coaches mitbestimmen:

Technologieunterstützte Arbeitsweise

Bereits heute kann die KI in ihrem Einsatz als Sparringspartner so manches Gespräch mit dem Coach ersetzen. Tools wie ChatGPT und Perplexity können mittels geeignetem Prompting selbstreflexive Coachinggespräche unterstützen, auf Alltagssituationen durch Rollenspiele vorbereiten, Situationen analysieren und auf andere Perspektiven und Sichtweisen hinweisen. Statt die KI hier als Konkurrent zu verstehen, gilt es für Coaches ihr Angebot entsprechend anzupassen und den Klient*innen einen Mehrwert aus der Zusammenarbeit mit Coach und KI zu generieren. Es ist für Coaches daher essenziell an den Möglichkeiten der KI jetzt und in Zukunft eng dranzubleiben, den Umgang damit zu erproben, um daraus für ihre Klient*innen Unterstützung beim Umgang mit KI-Coaching sowie konkrete maßgeschneiderte Coaching-Lösungen anzubieten. Der KI basierte Chat-Bot des Coaches kann den Klient*innen rund um die Uhr zur Verfügung stehen und auch für Kundenbindung sorgen, während persönlichen Coachingsitzungen dann für vertiefende Themen, Körperarbeit und tiefe Bewusstseinsarbeit vorbehalten sein wird. Daneben können sinnvolle technologische Anwendungen wie KI-gestützte Analysetools, virtuelle Aufstellungsanalysen, Daten-Dashboards je Klientin sowie digitale Tools den Coachingprozess von der Anliegenklärung bis Maßnahmenumsetzung effektiver und professioneller machen.

Wissenschaftliche Fundierung mit Praxistauglichkeit

Der Coachingmarkt ist lukrativ und wird zunehmend größer. Weitere Bestrebungen zur Regulierung des Coaching-Business und zur klaren Vorgabe von Standards und Anforderungen an den Berufsstand sind zu erwarten. Unabhängig davon wird bei Auswahl und Arbeitsweise von Coaches durch Auftraggebende und Klientinnen zunehmend eine Klarheit über die konkrete Arbeitsweise und die wissenschaftliche Fundierung der eingesetzten Methoden und Interventionen erwartet. Coaches dürfen hier die Herausforderung meistern, die in Ausbildungen erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten transparent in ihrem zielgruppengerechten Werkzeugkasten zu ordnen und auf Basis fundierten Wissens systematisch auf die Anliegen der Klientinnen anzuwenden. Durch konsequente Evaluation der Wirkung von Interventionen und Coachings über Lernziele, den Einsatz psychometrischer Verfahren, Skalen und Tests sowie die Coachingbegleitung mit Kennzahlen und Dashboards können Erfolge sichtbar gemacht und nachhaltig verankert werden. Regelmäßige Weiterbildung zur Auffrischung erworbenen Wissens und die Fähigkeit sein Coachingangebot auf Basis der modernsten Studien, Tools und Methoden anzupassen, werden erfolgsentscheidend sein.

Fokus auf nachhaltige Umsetzung, Verankerung, Integration

Reden reicht nicht mehr. Gerade weil Wissen durch KI (wenn auch nicht gesichert richtig) schnell zugänglich und verfügbar wird, werden Coachingzeiten zunehmend für echte Transformationsarbeit eingesetzt werden. Für echten Veränderungserfolg reicht es nicht mehr am „Mind-Set“ zu arbeiten, also Prozesse wie Analysieren, Verstehen, Durchdringen anzustoßen. Auch als Business Coach wird es zunehmend wichtiger werden: Körper, Herz, Emotionen und die Arbeit mit „Energie“ (New-Spirit) ins Business Coaching zu integrieren. Neue Wege werden nicht ausschließlich mit den bisherigen Methoden erreicht. Als systemischer Business Coach darf ich im Sinne des nachhaltigen Coachingerfolges Klient*innen auch zu (noch) ungewöhnlichen analogen Erfahrungen einladen und ermutigen. Das Lego-Set im Coaching oder Waldbaden sind da schon fast old-school, doch haben ihre Klientinnen schon mal in einer Coachingsitzung getanzt, den Körper befragt oder mit der Energie ihres Teams visuell sichtbar gemacht? Eine solche ganzheitliche Erfahrungsorientierung im Coaching zu integrieren, ist essenziell für zukünftigen Coachingerfolg. Oft bedeutet das für Business Coaches die eigenen Grenzen zu erkunden und zu überwinden, selbst andere Arbeitsebenen als die kognitiv-reflektierende Ebene zu akzeptieren und die eigenen Methoden-Kompetenzen (ggf. auch durch Kooperationen) zu erweitern. Klient*innen werden zukünftig entweder mit integralen Coaches arbeiten oder mehrere Coaches für eine ganzheitliche Entwicklung beanspruchen.

Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung

Unternehmen werden heute auch danach bewertet, welchen Beitrag sie zu gesellschaftlichen und ökologischen Zielen leisten. Coaching wird dabei zur Brücke, um Verantwortung und Nachhaltigkeit in Unternehmensstrategien zu integrieren. Systemisches Denken hilft, die Wirkung von Entscheidungen im größeren Zusammenhang zu verstehen – und Führungskräfte zu bewussterem Handeln zu befähigen.

Resilienz und Anpassungsfähigkeit

Die vergangenen Jahre haben gezeigt, wie wichtig es ist, flexibel und innerlich stark zu bleiben. Coaching unterstützt Menschen und Organisationen dabei, Rückschläge als Lernchancen zu begreifen, aus Unsicherheit Orientierung zu gewinnen und Wandel aktiv zu gestalten. Resilienz wird damit zu einer zentralen Zukunftskompetenz – individuell wie kollektiv.

Erweiterte Zielgruppen und Spezialisierungen

Nicht mehr nur Führungskräfte, sondern Mitarbeitende aller Ebenen profitieren von professioneller Begleitung. Gleichzeitig entstehen neue Spezialisierungen – sei es branchenspezifisch, technologisch oder thematisch. Eine klare Positionierung und Expertise werden zu Schlüsselfaktoren für Wirkung und Erfolg.

Weitere Trends in der Arbeitsweise werden voraussichtlich zunehmende hybride Formate mit einer Mischung aus digitalen Sessions und Präsenzzeiten sowie asynchronen Begleitphasen sein, bei denen Coachingprogramme zu individuellen Blended Learning Prozessen werden. Auch das zunehmende visuelle und immersive Arbeiten an großen digitalen aber auch analogen Bildwänden, Übungen mit VR/AR-Geräten und das individuelle Monitoring und Fortschrittstracking der Coachingarbeit wird die Coachingarbeit verändern. Hier haben Coaches die Herausforderung zu meistern, die technologischen Möglichkeiten angemessen zu nutzen und den Menschen als essenziell im Mittelpunkt zu halten.

Fazit

Der Blick in die Zukunft des systemischen Business Coachings zeigt eine anspruchsvolle und spannende Bandbreite an technologischen Möglichkeiten, thematischen Notwendigkeiten und methodischer Vielfalt. Kontinuierliche Weiterbildung, Neugier und Offenheit für neue Technologien und Methoden sowie eine klare authentische Positionierung auf Basis ethischer Grundlagen werden unerlässlich für eine erfolgreiche Positionierung in der Zukunft sein. Als Coach oder Anwenderin des systemischen Business Coaching kann ich damit aber einen wichtigen Beitrag für die zukunftsfähige Entwicklung von Menschen, Teams und Organisationen in unserer Gesellschaft leisten. Und das ist doch Anreiz genug, nicht wahr.

Die Coachingausbildung bei abb-seminare

In der Ausbildung zum Systemischen Business Coach lernst du, wie du Menschen in Veränderungsprozessen professionell begleitest. Du gestaltest Coachingprozesse von Anfang bis Ende, entwickelst eine klare Haltung und trainierst konkrete Methoden, die du direkt in deiner Praxis anwenden kannst.

Systemischer Business Coach führt Gespräch mit Einzelperson


über die Autorin

Marion Kellner-Lewandowsky, Master Organisationspsychologie, ist seit 2008 als Trainerin und Coach tätig. Bei abb-seminare ist sie als Ausbildungsleiterin der Coachingausbildung, als Trainerin in der Trainerausbildung und als Trainerin zu verschiedenen Themen der Positiven Psychologie tätig.

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