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von Albert Glossner, 25. April 2025
Gruppenarbeit ist neben Partner- und Einzelarbeit die zentrale Methode, um aktives Lernen zu ermöglichen. In einer Gruppenarbeit werden gemeinsam Inhalte erarbeitet, Präsentationen vorbereitet, Erfahrungen ausgetauscht, Inhalte wiederholt, Übungen erprobt oder Anwendungen vorbereitet. Hier werden Teilnehmende aktiv und das fördert den Lernprozess. Der Wechsel der Sozialform bringt Abwechslung ins Training. Gruppenarbeit bringt also folgenden Nutzen:
Doch wie gelingt eine sinnvolle Gruppeneinteilung?
In diesem Blogbeitrag stellen wir dir vier grundlegenden Prinzipien vor, auf denen alle Methoden der Gruppenbildung beruhen. Diese vier Prinzipien sind:
Jeder dieser Prinzipien hat Vor- und Nachteile. Wenn du mit Gruppen arbeitest, ist es sehr hilfreich, dir darüber bewusst zu sein, welches Prinzip für die jeweilige Situation der Gruppeneinteilung die Beste ist und so auch Vielfalt der Gruppeneinteilung in dein Training zu bringen.
Bei der Nachbarschaftsmethode arbeiten die Teilnehmenden einfach mit denjenigen zusammen, neben denen sie bereits sitzen:
Der große Vorteil ist: dies geht schnell und unkompliziert. Keiner beschwert sich. Aber: in der Regel sitzen die Teilnehmenden zusammen, die sich bereits kennen. So erfolgt bei der Gruppeneinteilung wenig Mischung. Insbesondere wenn diese Methode der Gruppeneinteilung wiederholt eingesetzt wird, arbeiten immer wieder die gleichen Gruppen zusammen. Damit verschenken wir eine Möglichkeit, über wechselnde Gruppenbildung ein besseres Kennenlernen untereinander zu fördern.
Fazit: Prinzip Nachbarschaft nur, wenn es mal schnell gehen muss.
Das Prinzip Zufall bedeutet, dass letztlich der Zufall bestimmt, wer mit wem in einer Gruppe arbeitet. Am häufigsten arbeite ich hier mit Spielkarten und habe mir über die Jahre eine Auswahl unterschiedlichster Kartensets zusammengestellt: Pokemon-Karten, Griechenland-Karten, Städte-Quartett Europa aus den 50er Jahren, Auto-Quartett aus den 70er Jahren etc.
Die Zusammenstellung der Karten im Vorfeld erlaubt mir, die Größe der jeweiligen Gruppen gezielt zu steuern.
Alternativ dazu gibt es eine Vielzahl von kreativen Methoden zur zufälligen Gruppeneinteilung, beispielsweise:
Meist ist das Finden der eigenen Gruppe mit Bewegung und Überraschung verbunden. Gleichzeitig kann über die Methode auch ein inhaltlicher Bezug zum Training hergestellt werden – beispielsweise, wenn die Sätze die Kernaussagen des Vortags beinhalten.
Der große Vorteil von Gruppeneinteilung mit Zufall ist, dass die Gruppenbildung mit einer kleinen Aktivität verbunden ist und Abwechslung und oft auch Spaß in das Training bringen. Und wenn mehrfach Gruppen mit Zufall gebildet wurden, dann haben immer wieder andere Teilnehmende in einer Gruppe zusammengearbeitet. Immer wieder mit anderen Menschen zusammenzuarbeiten oder sich auszutauschen, fördert das intensivere Kennenlernen und damit die Entwicklung einer positiven Gruppendynamik.
Prinzip Wahl bedeutet, die Teilnehmer wählen. Hier gibt es zwei Varianten:
Mit Wahl eines Themas ist gemeint, dass es unterschiedliche Aufgabenstellungen für die Gruppenarbeit gibt. Wenn es beispielsweise am Ende eines Trainings die Aufgabe gibt, in Gruppenarbeit eine Präsentation zu einem Thema zu erstellen, dann lasse ich meistens die Teilnehmer sich jeweils zu einem Thema zuordnen. Am schnellsten funktioniert das, indem ich die Themen auf A4-Blätter schreibe, diese auf dem Boden verteile und die Teilnehmenden bitte, sich jeweils einem der Themen zuzuordnen. Wenn bei einem Thema dann zu viele Personen stehe, frage ich, wer sich vorstellen kann, auch zu einem anderen Thema zu gehen. Das funktioniert eigentlich immer.
Der Vorteil dieser Methode liegt auf der Hand: Wenn ich mich für ein Thema entscheiden kann, wenn ich entsprechend meinen Interessen handeln kann, dann entsteht Motivation.
Wahl einer Person meint die einfache Aufforderung „finde einen Partner“ oder „geht zu dritt zusammen“. Ich habe schon viele Seminare erlebt, die nur mit dieser Methode arbeiten. So einfach die Aufforderung klingt, so viel Stress löst dies bei vielen Menschen aus. Entweder der Stress, aktiv auf andere zuzugehen und Ablehnung zu riskieren, oder der Stress, nicht gewählt zu werden und auf diese Weise Ablehnung zu erleben. Für viele Menschen ist dies nicht einfach. Auf diesem Hintergrund vermeide ich, so oft es geht, diese Form der Gruppeneinteilung. Manchmal, beispielsweise beim Austausch über persönliche Themen, kann es hilfreich sein, sich für eine Partner- oder Gruppenarbeit Personen zu suchen, mit denen ich mich wohlfühle. Dann arbeite ich auch mit Gruppenbildung per Wahl. Es setzt aber voraus, dass die Gruppe sich bereits recht gut kennt und eine offene, vertrauensvolle Arbeitsatmosphäre entstanden ist.
Hier entscheidet der Trainer / die Trainerin über die Zusammensetzung der Gruppen. Und wenn ich als Trainer darüber entscheide, habe ich ein Merkmal, ein Kriterium im Kopf. Beispiele dafür sind:
Wenn Gruppen gezielt nach bestimmten Eigenschaften oder Zugehörigkeiten zusammengestellt werden, so hat dies einen Effekt auf die Bearbeitung der Aufgabe. So können Aufgaben aus einer bestimmten Perspektive heraus bearbeitet werden, was beispielsweise den Transfer fördert. Je nachdem wie ich Gruppen gezielt einteile, kann ich darüber vorhandene Erfahrungs- oder Leistungsunterschiede ausgleichen. Oder andersherum nutze ich gezielt die bestehende Vielfalt der Gruppe, in dem ich Leistungsstarken schwierige Aufgaben gebe.
Abschließend habe ich hier zusammengefasst, welche 9 Methoden zur Gruppeneinteilung ich in meinen Trainings am häufigsten verwende und habe sie gleich den 4 Prinzipien zugeordnet:
Der Einsatz verschiedener Methoden zur Gruppeneinteilung bringt Abwechslung in das Training. Je nachdem, in welcher Phase des Trainings ich mich befinde, ist ein anderes Prinzip wichtig: In der Regel ist in der ersten Hälfte des Trainings das Prinzip Zufall am besten geeignet, Das Kennenlernen, den Austausch und damit die Gruppenatmosphäre zu fördern. Bei größeren Gruppenarbeiten zur Vertiefung oder Anwendung des Gelernten schafft das Prinzip Wahl bezogen auf das Thema Motivation. Um die Heterogenität der Gruppe zu nutzen ist das Prinzip Kriterium am wichtigsten.
Diese vier Prinzipien der Gruppeneinteilung können genauso ins Online-Training übertragen werden.
Die Struktur erfolgreicher Gruppenarbeit und das Thema Gruppeneinteilung sind Bestandteil des Moduls "Seminare designen" in der Trainerausbildung.
In diesem 4-tägigen Online Modul lernst du, wie du die Zielsetzung deines Trainings passend und präzise formulierst, eine inhaltliche Grobstruktur erarbeitest und auf dieser Grundlage einen detaillierten Leitfaden entwickelst. Darüber hinaus gewinnst du Sicherheit beim Einsatz abwechslungsreicher Lern- und Arbeitsformen im Training. Du erhältst einen Überblick, wie du unterschiedliche Lernformate in ein Blended Learning-Konzept integrierst. Du arbeitest an einem eigenen Seminarkonzept, welches du direkt in deiner Praxis umsetzen kannst.
Lienhardt, A. (2019) Seminare, Trainings und Workshops lebendig gestalten. Haufe Verlag
Beermann, S. & Schubach, M. & Tornow, O. Spiele für Workshops und Seminare. Haufe Verlag
Knoll, Jörg (1997): Kleingruppenmethoden: Effektive Gruppenarbeit in Kursen, Seminaren, Trainings und Tagungen. Beltz Weiterbildung.
über den Autor
Albert Glossner ist Diplom-Psychologe, Trainer und Geschäftsführer der abb-seminare. Seit 1991 ist er in der Aus- und Weiterbildung von Trainer*innen tätig und hat maßgeblich die Trainerausbildung der abb-seminare konzipiert und weiterentwickelt.
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