von Marion Kellner-Lewandowsky, 01. August 2025
In diesem Interview erklärt Marion, Ausbildungsleiterin bei abb-seminare, was genau hinter der Rolle eines systemischen Business Coaches steckt. Sie zeigt auf, worin sich systemisches Coaching im Business-Kontext von klassischem Einzelcoaching unterscheidet und warum es so wirksam ist – gerade in komplexen Organisationen.
abb-seminare: Marion, du leitest bei uns die Ausbildung zum systemischen Business Coach. Was würdest du sagen – was genau macht so ein Coach eigentlich?
Marion: Gute Frage – die wird mir tatsächlich ziemlich oft gestellt! Meine Antwort darauf lautet meist: Ein systemischer Business Coach begleitet Menschen in seinen beruflichen Rollen zum Beispiel als Führungskraft, Teamleitung oder Projektmitglied dabei, sich selbst klarer zu sehen, Herausforderungen besser zu verstehen und Lösungen zu entwickeln, die im organisationalen Kontext wirklich tragfähig sind.
Dabei geht es eben nicht nur um „persönliche Entwicklung und Zielerreichung“, sondern immer auch um das System drumherum. Was will die Organisation? Was wollen die anderen? Wie stellt man sich als Person gut auf in einer Organisation, mit all ihren Regeln, Strukturen und Spannungen.
abb-seminare: Was genau ist mit „systemisch“ gemeint? Das klingt für manche vielleicht erstmal etwas abstrakt.
Marion: Ja, das stimmt! Systemisch heißt für mich, dass ich den Menschen nie isoliert sehe. Ich schaue auf die Wechselwirkungen – auf das Team, die Kultur, die Beziehungen, Anforderungen und Erwartungen oder auch die unausgesprochenen Regeln. Als Coach frage ich nicht einfach nur: „Was kannst du tun?“, sondern: „In welchem Kontext bist du unterwegs – und was davon kannst oder willst du beeinflussen?“
Diese Haltung ist sehr ressourcenorientiert, sehr respektvoll – und gleichzeitig unglaublich wirksam. Manchmal reicht ein Perspektivwechsel, um Bewegung in festgefahrene Situationen zu bringen. Ich lade da gern zum „Verwirren des Systems“ ein – einfach mal etwas anderes unerwartetes versuchen. Wir unterschätzen oft, was eine Veränderung bei uns selbst für eine Veränderung im System bewirken kann.
abb-seminare: Die Ausbildung bei abb-seminare ist auf den Kontext Business ausgerichtet. Was ist beim Business Coaching anders als beim klassischen Einzelcoaching?
Marion: Im Business Coaching haben wir die Organisation immer mit im Blick. Da geht’s nicht nur um persönliche Themen, sondern auch um Rollen, Machtstrukturen, Kommunikationskulturen oder Schnittstellen. Oft haben wir sogar einen dritten Auftraggeber (den Chef/die Chefin) für das Coaching. Da muss man als Coach zunächst klären, wer welche Interessen und Ziele hat.
Um die Dynamiken in einer Organisation zu verstehen, arbeite ich sehr gern im Coaching mit den sogenannten Systemgesetzen – das sind ungeschriebene Regeln, die in Organisationen wirken. Wenn man die kennt, versteht man viel besser, warum Menschen sich manchmal so „merkwürdig“ verhalten – und kann dann als Coach gezielter unterstützen.
Da ich oft mit Personen aus ganz unterschiedlichen hierarchischen Ebenen und Berufsgruppen arbeite, als Teamcoach auch gern mit mehreren gleichzeitig, muss ich in der Lage sein, mich auf unterschiedlichste Menschen gut einstellen, vermitteln und passend intervenieren zu können.
Gleichzeitig braucht es als Business Coach eine hohe Rollenklarheit. Ich muss wissen, wann ich begleite, wann ich konfrontiere, wann ich beobachte – und wann ich mich auch mal zurücknehme.
abb-seminare: Das klingt ziemlich komplex. Wie bereitet ihr die Teilnehmenden in der Ausbildung darauf vor?
Marion: Wir legen ganz viel Wert auf Ebenen: Wissen, Kompetenz, Haltung und Persönlichkeit.
Also ja, es gibt Theorie – zu Organisationen, zu Coachingprozessen, zu systemischen Prinzipien. Die sollte man kennen, aber vor allem auch durch viel praktisches Üben gut anwenden können.
Mindestens genauso wichtig ist die innere Arbeit: Wer bin ich als Coach? Welche Werte leiten mich? Welche Haltung nehme ich ein? Und wie bleibe ich klar – auch in komplexen Settings?
Wir erleben oft, dass sich die Teilnehmenden in dieser Ausbildung nicht nur fachlich, sondern auch persönlich enorm weiterentwickeln. Das ist vielleicht das Schönste für mich und meine Kolleg*innen an dieser Arbeit.
abb-seminare: Und was macht dir persönlich an deiner Rolle als Ausbilderin am meisten Freude?
Marion: Ich liebe es, Menschen beim Wachsen zu begleiten. Wenn jemand plötzlich merkt: „Ah, das passt wirklich zu mir!“, dann geht für mich die Sonne auf.
Ich teile auch gern mein Wissen aus vielen Jahren der Praxis und bringe meine eigene Erfahrung als Team- und Führungskräftecoach ein. Aber noch wichtiger ist mir, die Teilnehmenden dabei zu unterstützen, ihren ganz eigenen Stil zu entwickeln.
Coaching ist kein Schema-F-Job. Es ist eine reife, verantwortungsvolle Tätigkeit, bei dem du auch selbst ständig weiterwachsen darfst. Da finde ich es großartig, wenn ich dazu beitragen kann, dass jemand den eigenen Weg in diesem Feld findet.
In der Ausbildung zum Systemischen Business Coach erlangst du die Fähigkeiten, Menschen in Krisen- und Veränderungssituationen effektiv zu unterstützen. Für die ersten Grundlagen bieten wir eine Basisausbildung an.
Du entwickelst ein grundlegendes Verständnis für die Rolle als Coach, lernst Methoden kennen und sammelst erste Erfahrungen als Coach. Danach weißt du, wie du eine Auftragsklärung gestaltest, Coachinggespräche führst und Frage-Techniken gezielt einsetzt.
über die Autorin
Marion Kellner-Lewandowsky, Master Organisationspsychologie, ist seit 2008 als Trainerin und Coach tätig. Bei abb-seminare ist sie als Ausbildungsleiterin der Coachingausbildung, als Trainerin in der Trainerausbildung und als Trainerin zu verschiedenen Themen der Positiven Psychologie tätig.
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