von Albert Glossner, 15. März 2025
Aktivierungsübungen, Spiele, Auflockerungsübung, Energizer, Energieaufbau, Aktivierung … Mit diesen Begriffen meinen viele Trainer*innen das Gleiche: kurze, aktivierende, häufig mit Bewegung verbundene Übungen. Hier haben wir dir 33 Aktivierungsübungen für den Seminarkontext zusammengestellt. Außerdem geben wir dir ein paar grundlegende Tipps für den Umgang mit Aktivierungsübungen im Seminarkontext an die Hand.
Meine Empfehlung: wenn du Aktivierungsübungen das erste Mal in einem Training einsetzt, begründe, welchen Nutzen sie bieten. Das hilft vor allem den Teilnehmenden, denen ein klares Warum wichtig ist, sich darauf einzulassen.
Bei der Auswahl geeigneter Übungen ist es eine gute Idee, zunächst mit einer eher „harmlosen“ Übung zu beginnen und je nach Resonanz der Gruppe den Spaßfaktor schrittweise zu steigern. Je mehr es gelingt, einen Bezug der Übung zum Thema oder zur folgenden Lernaktivität („… für folgendes Thema benötigen wir viel Aufmerksamkeit und Konzentration, dazu eine Übung….“) herzustellen, desto größer die Akzeptanz.
Meine Erfahrung ist, dass die allermeisten Gruppen dankbar sind für diese Art von Auflockerungsübungen. Und falls nicht: jede Gruppe verzeiht dem Trainer oder der Trainerin einen „Fehltritt“. Ist die Stimmung nach der ersten Aktivierung komisch oder peinlich, dann lasse ich es.
Nicht jede Aktivierungsübung passt für jeden Trainer oder Trainerin. Wenn du dich mit einer Übung nicht wohl fühlst, lass es! Meine Empfehlung ist, nur mit Aktivierungsübungen zu arbeiten, die dir gefallen und zu dir passen. Deswegen ist es hilfreich, eine größere Auswahl an Übungen zu kennen. Hier eine Auswahl:
Alle Teilnehmenden stehen im Kreis. Nun gibst du die Anleitung: „Suche dir eine Person im Kreis aus, entscheide dich für eine andere Person. Zeige dies nicht, verrate dies nicht. Diese Person ist nun dein Mond“. Vergewissere dich kurz, dass dich alle verstanden und sich jede/jeder gedanklich einen „Mond“ ausgesucht hat.
Dann erkläre, dass jede / jeder nun Satellit ist und als Satellit die Aufgabe hat, so schnell wie möglich drei mal um den eigenen Mond zu kreisen: „Auf geht’s“!
Was jetzt passiert, ist in der Regel ziemlich witzig. Lass dich überraschen!
Alle stehen im Kreis. Ein Klatschen wird im Kreis weitergegeben. Du als Trainer*in startest und gibst ein Klatschen zu der Person links von dir, die gibt dann weiter an die Nächste u.s.w. bis das Klatschen wieder bei dir ankommt.
Nachdem dies einige Runden so gelaufen ist, gibst du zusätzliche Anweisungen, zum Beispiel:
Diese Aktivität funktioniert so ähnlich wie Aktivierungsübung „Klatschen weitergeben“: Alle stehen im Kreis, ein Klatschen wird nach links weitergegeben, dabei sagt der/die Klatschende „Zip“.
Nach einer Runde erläuterst du als Trainer*in die zweite Möglichkeit: „Zip“ bedeutet ein Klatschen zum linken Nachbarn, „Zap“ ein Klatschen zu einer anderen Person, nicht aber zum linken Nachbarn. Am besten demonstrierst du es: klatsche deutlich in Richtung einer Person und sage „Zap“.
Gut ist, noch einmal daran zu erinnern: „Wer dran ist hat die Möglichkeit, zwischen Zip und Zap zu entscheiden.“
Nachdem dies einige Zeit läuft, und du als Trainer*in wieder ein Zip oder ein Zap erhalten hast, füge die dritte Möglichkeit ein: „Boing bedeutet, ein Klatschen - egal ob Zip oder Zap - zu der Person zurückzugeben, von der ich es erhalten habe. Boing erfordert den Einsatz des ganzen Körpers.“ Lass dir nun das letzte Zip oder Zap nochmals geben und demonstriere das „Boing“: reiße, während du Boing sagst, deine Arme nach oben und bewege deinen Bauch und Becken nach vorne (so, als würdest du mit dem Bauch eine Flipperkugel zurückwerfen).
Erinnere dann daran, dass es jetzt drei Möglichkeiten gibt, Zip (Klatschen zum linken Nachbarn), Zap (Klatschen zu irgendjemanden, aber nicht zum linken Nachbarn) oder Boing (zurückgeben).
Anmerkung: was ich an dieser Aktivierungsübung besonders schätze, ist dass sich jeder Teilnehmende selbst dafür entscheiden kann, auf wieviel Albernheit er oder sie sich einlässt. In der Regel ist es so, dass zunächst nur ganz wenige auch das „Boing“ erproben, es dann aber mit der Zeit mehr und mehr werden.
Die Gruppe erhält die Aufgabe, von 1 bis 12 durchzuzählen, wobei keine feste Reihenfolge (Sitzordnung) eingehalten werden darf und auch nonverbale Absprachen nicht erlaubt sind.
Allerdings: sobald 2 Teilnehmende gleichzeitig eine Zahl sagen, gilt der Versuch als gescheitert. Du als Trainer*in beginnst mit „Eins“ und beteiligst dich dann nicht weiter, achtest aber auf die Einhaltung der Regel.
Anmerkung: Es erfordert häufig einige Durchgänge, bis dies gelingt. Manchmal wird es phasenweise auch frustrierend. Meine Erfahrung ist, dass diese Übung den Fokus auf einen aufmerksamen Umgang miteinander erheblich steigert. Auch im Online-Training ist sie gut durchführbar.
Die Teilnehmer stehen im Kreis. „Nun installieren wir einen Prozessablauf“.
Bevor die Übung losgeht, informiere die Gruppe, dass sich jeder merken soll, wem er/sie den Ball zugeworfen hat und von wem er/sie ihn bekommen hat. In einer Gruppe ab 10 Personen empfiehlt sich für die erste Runde folgende Zusatzanweisung: wer den Ball weitergegeben hat verschränkt die Arme, so dass jeder den Ball nur einmal erhält.
Du beginnst, indem du Person A einen Ball zuwirfst, möglichst jemanden, der dir gegenübersteht. Dieser wirft ihn zu Person B, B wirft ihn nun zu C etc., bis jede/jeder einmal einen Ball erhalten und weitergeworfen hat und am Ende erhälst du wieder den Ball.
Nachdem die erste Runde gelaufen ist, lohnt es sich, noch eine zweite anzuschließen, um deutlich zu machen, dass ab jetzt die Reihenfolge immer die gleiche bleibt
Nun geht es richtig los: Es beginnt wie oben, doch bald darauf wirfst du einen zweiten Ball in die Runde, dann den dritten usw. Dabei bleibt die Reihenfolge immer gleich. Wenn es gut läuft, entsteht ein gemeinschaftlicher Flow. Aber natürlich lässt immer wieder mal jemand den Ball fallen. Dies kannst du als Anlass nehmen, eine Parallele zum wirklichen Leben zu ziehen: auch da geht es darum, mit Sorgfalt Informationen zu geben und zu empfangen.
Nun können weitere Elemente hinzukommen: Wenn der Prozess steht, kann ein zweites Element hinzugenommen werden, d.h. ein andersfarbiger Ball – der Kunde, nach dem Motto: „Der Kunde stört immer“. Dieser andersfarbige Ball hat keine bestimmte Reihenfolge, sondern wird der Person zugeworfen, die gerade nicht beschäftigt ist.
Als drittes Element kommt dann die gewerkschaftlich vereinbarte Pause hinzu – ein Glas Wasser, das im Kreis herumgereicht wird
Anmerkung: für diese Übung sind etwa 6 Bälle (Tennisbälle, Jonglierbälle) nötig.
Alle stehen im Kreis, du als Trainer*in erläuterst, dass du gleich ein Kommando geben wirst, dann sprechen alle das Kommando nach, dann vollziehen alle die entsprechende Bewegung. Mit dem ersten Kommando wird dies eingeübt:
Sobald dies verstanden ist, wechselst du als Trainer*in die Kommandos:
Nachdem alle Kommandos ein- oder mehrmalig durchgeführt wurden, erläuterst du die nächste Phase:
Nach einiger Zeit dann Wechsel zu Phase 3 und dann zu Phase 4:
Anmerkung: Das Schöne an dieser eigentlich harmlosen Übung ist, dass sie leichte körperliche Aktivität mit hoher mentaler Aufmerksamkeit verbindet und wegen der unvermeidlichen Fehler auch viel Freude und Lachen produziert.
Die Spielidee: Es werden zwei Teams gebildet. Beide Teams spielen gegeneinander. In jeder Runde einigt sich das Team gemeinsam auf eine Figur.
Im ersten Schritt geht es darum, die drei möglichen Figuren zu lernen. Am Besten machst du als Trainer*in vor und lässt alle gemeinsam die Figur nachmachen. Es gibt:
Danach erläuterst du die Regeln. Entsprechend des Spiels „Schere Stein Papier“ gilt:
Nun kann es los gehen. Es empfiehlt sich eine Proberunde, damit es alle verstanden haben und dann startet das Spiel: beide Teams spielen 5 Runden gegeneinander.
Weitere kreative Seminarmethoden und Aktivierungsübungen lernst du im 4-tägigen Modul „Zaubern“ der abb-Trainerausbildung kennen.
In diesem Modul erlernst du eine Vielzahl aktivierender Seminarmethoden, die du im Präsenz- sowie im Online-Training nutzen kannst: für den Einstieg in ein Thema, für die Erarbeitung von Inhalten, für Übung, Wiederholung, Anwendung und Transfer. Du entwickelst eigene Umsetzungsideen, erprobst diese und erhältst Feedback dazu. Du erfährst, wie du als Trainer*in eine unterstützende und motivierende Lernatmosphäre gestaltest und wie du dein Training dadurch bereicherst. Kurz: wie du deine Teilnehmer*innen „verzauberst“.
über den Autor
Albert Glossner ist Diplom-Psychologe, Trainer und Geschäftsführer der abb-seminare. Seit 1991 ist er in der Aus- und Weiterbildung von Trainer*innen tätig und hat maßgeblich die Trainerausbildung der abb-seminare konzipiert und weiterentwickelt.
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