von Anja Klötzing, 19. April 2022
Gruppendenken und Gruppenpolarisierung sind Phänomene, die dir in deinen verschiedenen Rollen als Familien- oder Teammitglied, Trainer, Coach oder Führungskraft ständig begegnen. Erfahre, wie sich diese Phänomene zeigen und erhalte Tipps, wie du sie erkennen und bewusst gegensteuern kannst.
Wir alle sind täglich ein Teil von Gruppen und unterliegen damit – ob bewusst oder unbewusst – dem sozialen Einfluss anderer Menschen. Genauer gesagt, der Beeinflussung unseres Denkens, Fühlens und Handelns dadurch, dass wir mit Einstellungen, Überzeugungen und Verhaltensweisen anderer Personen konfrontiert sind. Dieser Einfluss muss nicht absichtlich sein, es gibt Situationen, in denen wir beeinflusst werden oder andere beeinflussen, obwohl es keinen expliziten Einflussversuch gibt. Das liegt vor allem an der Art und Weise, wie Lernen passiert. Wir lernen unter anderem durch unbewusstes Modelllernen und Imitation. Beispiele für unbewusstes Modelllernen unter beiläufigem sozialem Einfluss sind bspw. die Art und Weise des persönlichen Ausdrucks in einem Meeting, angepasst an die Führungskraft oder die Übernahme bestimmter Gesten und Sprachmuster zwischen Partnern in einer langjährigen Paarbeziehung.
Der soziale Einfluss hat auch Auswirkungen auf unser Verhalten in Gruppen. Es kann zu Gruppendenken oder einer Gruppenpolarisierung kommen.
Als Gruppendenken bezeichnet man das Phänomen, bei dem eine Gruppe von eigentlich kompetenten Gruppenmitgliedern realitätsfremde Entscheidungen trifft. Grund für diese verzerrten Entscheidungen ist die Anpassung der eigenen Meinung an die vermutete Gruppenmeinung.
Gruppendenken tritt in Gruppen meist dann auf, wenn die Kohäsion der Gruppe wichtiger wird als die realen Fakten. Gruppen, die sehr homogen sind, in denen sich die Gruppenmitglieder aufgehoben fühlen, diese nicht verlassen oder der Gruppe nicht widersprechen wollen, neigen zu verzerrten Entscheidungen. Auch fördert ein charismatischer Gruppenleiter, dem man ungern widerspricht, aber auch Stress innerhalb einer Gruppe dieses Phänomen.
Typischerweise wird das Treffen realitätsfremder oder schlechter Entscheidungen von den Mitgliedern der Gruppe selbst nicht wahrgenommen. Von außen sind jedoch einige Symptome beobachtbar:
Möglichkeiten, Gruppendenken zu verhindern:
Oft kommt es vor, dass formelle Entscheidungen von Teams getroffen werden, deren Mitglieder sich in ihren Einstellungen ähnlich sind. Auch informell diskutieren wir gern mit anderen, deren Einstellungen unseren eigenen entsprechen. Beides bringt mit sich, Meinungen einseitig oder extremer werden zu lassen und führt dazu, dass Gruppen nicht immer ausgewogene Entscheidungen treffen.
Gerade in homogenen Gruppen kommt es zu einer Gruppenpolarisierung. Sie äußert sich an dem Vertreten einer extremeren Meinung einer Gruppe nach einer Diskussion, verglichen mit den individuellen Meinungen der Gruppenmitglieder vor der Diskussion. Dies ist vielleicht verwunderlich, da wir im Alltag oft davon ausgehen, dass sich verschiedene Charaktere und unterschiedliche Einstellungen in einer Gruppe ausgleichen. Es empfiehlt sich jedoch, im privaten und beruflichen Alltag, das Phänomen der Gruppenpolarisierung zu berücksichtigen, denn die damit verbundenen nicht ausgewogenen Entscheidungen können positive und negative Konsequenzen haben.
Wie kommt es in einer Gruppe zu dieser Tendenz, Entscheidungen zu fällen, die extremer sind als der Durchschnitt der anfänglichen Positionen der Gruppenmitglieder?
Durch eine Gruppendiskussion wird die Ausgangsmeinung der Gruppenmitglieder verstärkt und kann sowohl zu einem risky shift, also der Verstärkung einer anfänglichen Tendenz zum Risiko, als auch zu einem cautious shift, der Verstärkung einer anfänglichen Tendenz zur Risikovermeidung führen.
Das Thema Gruppendenken und Gruppenpolarisierung ist unter anderem Teil des Aufbaumoduls "Coaching in Organisationen". Hier lernst du:
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