Wissen interaktiv vermitteln – Tools für Ihren Methodenkoffer
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, 12. Juni 2015„Wie kann ich viel Stoff vermitteln und dabei die Teilnehmer aktiv einbinden?“, ist eine häufige Frage der Teilnehmer in unserem Seminaralltag.
Dahinter steht oft die Erfahrung, mit langen Beamerpräsentationen die Aufnahmefähigkeit der Teilnehmer zu überfordern – oder schlicht zu langweilen.
Deshalb haben wir einige Tools zusammengestellt, mit denen Sie Ihren Methodenkoffer erweitern können. Und mit denen es gelingt, Wissen nachhaltig und in interaktivem Austausch mit den Teilnehmern zu erarbeiten.
Diese Tools sollen Präsentationen nicht vollständig ersetzen, bringen aber Abwechslung und verkürzen die reine Präsentationszeit und bereichern damit Ihren Methodenkoffer.
5 Tools für Ihren Methodenkoffer
Alle 5 Tools aus unserem Methodenkoffer arbeiten mit Karten, die jeweils vorher durch den Trainer beschrieben wurden. Und im Training selbst dann aber jeweils sehr unterschiedlich genutzt werden. Als Karten eignen sich sowohl Moderationskarten oder auch A4-Blätter, die entweder handschriftlich beschrieben oder bedruckt sind. Wichtig ist darauf zu achten, dass sie groß genug geschrieben sind, dass sie dann im Training von allen lesbar sind.
1. Karten zuordnen
Zweck: Verstehen + Vertiefen von Kategorien und ihren Unterpunkten
Dauer: 10 – 20 min
Anzahl der TN: bis 12
Vorarbeit: Beschrieben Karten mit Kategorien und Unterpunkten
Beschreibung:
Die Oberkategorien werden auf Karten geschrieben und an der Pinnwand befestigt / oder auf den Boden gelegt. Danach erhält jeder Teilnehmer eine Anzahl (1-10) bereits vorab beschriftete Karten mit jeweiligen Unterpunkten. In einer festgelegten Reihenfolge (beispielsweise reihum) lesen die Teilnehmer einen Kartenpunkt vor und pinnen ihn unter die Kategorie ihrer Wahl. Dabei soll erklärt werden, warum. Wichtig ist, dass die anderen Teilnehmer dabei zu schauen oder mit diskutieren.
Wirkung:
Jeder Teilnehmer setzt sich mit den eigenen Karten auseinander und entscheidet sich für die Zuordnung zu einer Oberkategorie. Dadurch und durch die Diskussion darüber wird die Zuordnung der Einzelpunkte von allen verstanden. Und das Verständnis der Hauptkategorien durch die ganze Gruppe vertieft.
Zusatztipp 1:
Sollte die Zuordnung der Karten zu den Kategorien sehr anspruchsvoll sein, kann dies auch in Partnerarbeit beraten werden.
Zusatztipp 2:
Wenn Sie anschließend mit den Kategorien weiter arbeiten möchten, empfiehlt sich eine leichte Abwandlung. Dafür wird je eine Oberkategorie an eine Kleingruppe vergeben, die aus einem Kartenpool in der Mitte nacheinander die Unterkategorien ziehen und die Wahl kurz begründet.
Zusatztipp 3:
Diese Übung kann sowohl als Vertiefung von bereits vermittelndem Wissen angewendet werden. Oder auch anstelle einer Präsentation, hier sind aber Vorkenntnisse / Vorerfahrung der Teilnehmer hilfreich.
2. Teilnehmerpräsentation mit Stichwortkarten
Zweck: Vertiefte Auseinandersetzung mit einem Thema. Teilnehmer erarbeiten anhand vorgegebener Stichworte das Thema und präsentieren dieses
Dauer: 30 – 45 min
Anzahl der TN: 5 – 15 Personen, Erarbeitung in mehreren Gruppen à 2 – 4 Teilnehmer, danach Präsentation im Plenum
Vorarbeit: Beschriebene Karten mit Stichpunkten zum Thema
Beschreibung:
Sie haben Ihr Thema in mehrere Teilthemen aufgeteilt und jeweils ein Teilthema wird an eine Kleingruppe verteilt. Dazu erhält die Gruppe alle wichtigen Inhalte in Form von Stichworten / Schlagworten, ebenfalls in Kartenform. In den einzelnen Kleingruppen erarbeiten und diskutieren die Teilnehmer die Inhalte.
Danach präsentieren sie vor der Gesamtgruppe, indem sie ihr Thema an der Pinnwand befestigen / oder auf den Boden legen und die jeweiligen Stichworte darunter ergänzen.
Wirkung:
Durch dieses Tool setzen sich die Teilnehmer inhaltlich tief mit dem Thema auseinander. Durch die vorbereiteten Stichwortkarten sind die Kurzpräsentationen der Gruppen inhaltlich durch Sie stark gesteuert. Grundverständnis bzw. Vorerfahrungen der Teilnehmer zum Thema sind vorteilhaft.
Zusatztipp:
Dieses Tool eignet sich zur Auflockerung zwischen Wissensblöcken und sogar, um Präsentationen im Frontalformat komplett zu ersetzen.
3. Prozesskette aufstellen
Zweck: Abfolgen und Prozesse verstehen
Dauer: 5 – 15 min
Anzahl der TN: 5 – 12 TN, optimalerweise ähnlich viele Teilnehmer wie Prozessschritte
Vorarbeit: Jeden Schritt eines Prozesses / Arbeitsabläufe schreiben Sie auf eine Karte.
Beschreibung:
Sie bitten die Teilnehmer aufzustehen und verteilen an jeden Teilnehmer eine Karte. Wenn (wie meistens) die Anzahl der Teilnehmer und die Anzahl der Karten nicht übereinstimmen, erhält ein Teilnehmer zwei Karten oder zwei Teilnehmer teilen sich eine Karte. Nun sollen die Teilnehmer ihre eigene Karte so vor sich halten, dass alle diese lesen können.
Als Trainer markieren Sie im Raum den Beginn und das Ende der Prozesskette und bitten nun die Teilnehmer, sich in der richtigen Reihenfolge aufzustellen. Meist ist dies mit einer längeren Diskussion der Teilnehmer untereinander verbunden.
Wirkung:
Das Tool dient dem Verständnis von Abläufen jeder Art und der Auseinandersetzung damit.
Zusatztipp:
Wenn alle in der richtigen Reihenfolge stehen (und Sie dies ggfs. korrigiert haben), dann kommt der nächste Schritt: Sie bitten jeden Teilnehme, den eigenen Schritt vorzustellen und zu begründen, warum er jeweils vor oder nach den benachbarten Schritten steht.
4. Domino
Zweck: Erarbeiten eines Inhalts über Frage-Antwort-Kombinationen
Dauer: 10 – 30 min
Anzahl der TN: 3 – 20 TN
Vorarbeit: Vorab erstellte „Dominokarten“ mit jeweils einer Frage auf der rechten Seite und einer Antwort auf der linken Seite. Dazu bereiten Sie zunächst Karten mit einem vertikalen Strich in der Mitte vor. Auf der ersten Karte schreiben Sie „Start“ auf die linke Seite. Auf der rechten Seite formulieren Sie Frage 1. Das nächste Blatt beginnt links mit der Antwort auf Frage 1, rechts auf dem Blatt steht Frage 2, usw.
Beschreibung:
Die Karten werden gemischt und an die Teilnehmer verteilt. Derjenige mit „Start“ legt die erste Karte auf den Boden (oder Tisch, Pinwand) und liest die Frage vor. Der Teilnehmer, der den Eindruck hat, die passende Antwort auf seinem Blatt zu haben, geht nach vorn, legt diese an die erste Karte und begründet dabei seine Entscheidung. Wenn die Teilnehmer einverstanden sind, liest der 2. Teilnehmer die Frage 2 auf der rechten Blattseite vor usw.
Wirkung:
Durch das eigenständige Zuordnen von Antworten auf Fragen setzen sich die Teilnehmer aktiv mit den Inhalten auseinander und vertiefen sie.
Zusatztipp 1:
Ein Domino lässt sich hervorragend zur Einführung eines neuen Themas einsetzen, auch wenn keine Vorkenntnisse vorhanden sind. Entsprechend einfach müssen die Fragen formuliert sein. Es eignet sich aber auch gut für Wiederholungen, entsprechend anspruchsvoller sollten dann die Fragen formuliert sein.
Zusatztipp 2:
Bei vielen Teilnehmern kann die Übung parallel in Kleingruppen durchgeführt werden.
5. Erfahrungsschätze heben
Zweck: Verknüpfen von (abstrakten) Begriffen mit persönlichen Erfahrungen
Dauer: 10 – 40 min
Anzahl der TN: 4 – 15 TN, im Plenum
Beschreibung:
Sie legen eine Anzahl von Begriffen auf Karten (oder auch Objekten) auf den Boden. Sie erläutern das Oberthema und fordern die Teilnehmer auf, sich aus der Mitte einen Begriff heraus zu nehmen, den sie mit dem Oberthema verbinden. Und dies mit eigenen Erfahrungen oder Beispielen zu belegen.
Wirkung:
Neues wird leichter behalten, wenn es mit vorhandenem Vorwissen verknüpft wird. Abstrakte Begriffe werden durch Verknüpfung mit Beispielen oder Erfahrungen der Teilnehmer leichter versteh- und merkbar. Ein Erfahrungsaustausch erhält durch Karten eine klare Struktur.
Mehr abwechslungsreiche Seminarmethoden für Ihren Methodenkoffer lernen Sie in unserem Trainer-Modul Zaubern.