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Kreative Online-Seminarmethoden

von Albert Glossner & Marion Kellner-Lewandowsky, 10. November 2020

Jetzt ist wieder Zeit der Online-Trainings. Um Online-Seminare abwechslungsreich und interaktiv zu gestalten, sind kreative Online-Seminarmethoden hilfreich. Wir haben hier drei beliebte Online Methoden unserer Trainer*innen zusammengestellt.

Memory - ein Spieleklassiker als Seminarmethode

Auf die spielerische Art zu lernen und Wissen zu vertiefen mag ich sehr. Im Modul Zaubern der Trainerausbildung präsentieren Albert und ich gerade für die Wiederholungs- und Übungsphase eine Vielzahl von Lernmethoden, welche aus Spieleklassikern heraus entstanden sind. Dabei werden immer mal wieder Methoden aussortiert, neue entwickelt und auch alte wiederentdeckt. Memory eignet sich dabei sowohl für Präsenzseminare als auch in Online-Trainings.

Spieleklassiker Memory

Ein Spieleklassiker, der im Präsenztraining lange aussortiert war, hat durch die Umstellung auf Online-Seminare wieder Einzug in mein Repertoire gefunden und ich habe mittlerweile wieder richtig Freude daran: Memory. Memory eignet sich hervorragend für einprägsame Merksätze, welche je zur Hälfte auf den umgedrehten Merkkarten notiert sind. Im Onlinetraining und auch im Modul Zaubern der Trainerausbildung verinnerlichen wir damit methodisch die acht neurowissenschaftlichen Lernthesen, welche zuvor erarbeitet wurden:

Gelerntes muss sich …... setzen dürfen.
Aufmerksamkeit ist wichtig, …… aber begrenzt.
Verarbeitungstiefe …... schafft Nachhaltigkeit.
Lernen passiert auch …… durch Erfahrung.
Positive Emotionen aktivieren …… für das Lernen.
Erfolgserlebnisse motivieren und …… werfen den Lernturbo an.
Bewegung fördert …… Lernen.
Exekutive Funktionen sind die …… Basis für gelingendes Lernen.

Jeder dieser Halbsätze ist auf einem umgedrehten Merkkärtchen notiert. Alle Merkkarten liegen verdeckt in einem Raster von vier Zeilen und vier Spalten auf dem Boden (oder im Online-Zaubern unter der zweiten Kamera). Spalten und Zeilen sind mit Buchstaben (A, B, C, D) beziehungsweise Nummern (1, 2, 3, 4) markiert, so dass sich die Teilnehmenden orientieren können oder alternativ (in Online- oder Corona-Abstands-Variante) der Trainer oder die Trainerin dirigieren kann.

Die Spielregeln

Die Spielregeln sind einfach: Jeder Teilnehmerin ist reihum an der Reihe und deckt zwei Merkkarten auf. Werden zwei zueinander passende Merkkarten aufgedeckt, kann der/die Teilnehmerin diese nach dem lauten Vorlesen zu sich nehmen und weitere Karten aufdecken. Passen die aufgedeckten Karten nicht zueinander, ist der/die nächste Teilnehmerin dran.
Die Halbsätze werden bei jedem Aufdecken laut vorgelesen, beispielsweise „Aufmerksamkeit ist wichtig …“ und „… setzen dürfen.“ Nein, dies passt nicht zusammen. Aber unser Gehirn, welches stetig nach Vollständigkeit und Mustern sucht, begibt sich umgehend auf die gedankliche Reise und versucht, die vorgelesenen Halbsätze zu vollenden. Gerade weil Erwachsene oftmals nicht so gut im Memory sind wie die Kinder, prägen sich so die Merksätze durch das häufige Vorlesen gut ein.

Methodische Vielfalt

Methodische Experimente von Teilnehmer*innen haben auch gezeigt, dass sich Memory sogar bei der Vermittlung von noch nicht bekanntem Lernstoff eignet. Am besten werden dabei die jeweils beiden passenden Merkkarten zusätzlich mit einem gemeinsamen Symbol gekennzeichnet und die Karten nach dem Spiel von den Teilnehmerinnen paarweise an eine Pinnwand gepinnt und vorgelesen. So kann das Prinzip des entdeckenden Lernens gut mit einer einprägsamen Visualisierung verbunden werden.

Online-Seminarmethode „Rettet die 100er“

„Rettet die 100er“ ist eine meiner Lieblingsmethoden. Sie lässt sich in Fachtrainings sehr gut für Wiederholung oder Transfer einsetzen. Sie verbindet die intensive Auseinandersetzung mit einem Thema mit Spaß und Wettbewerb. Diese Seminarmethode habe ich bereits in einem Beitrag in 2016 beschrieben. Hier kannst du erfahren, wie ich diese Seminarmethode im Online-Training umgesetzt habe.

Als Seminarmethode für das Präsenztraining

Die Seminarmethode habe ich bereits in einem Beitrag im April 2016 beschrieben. Hier die ausführliche Beschreibung: Blogbeitrag "Rettet die 100er"

Vorbereitung

Das Spiel braucht etwas Vorbereitung: Als Trainer*in entwickelst du zunächst Fragen und dazugehörende Antwortmöglichkeiten zum Lernstoff. Wie Multiple-Choice-Fragen: Eine Frage, mehrere mögliche Antworten. Mein Tipp: Die Fragen dürfen gerne knifflig und schwierig sein. Zu einfache Antworten nehmen dem Spiel seinen Reiz. Die Empfehlung ist, Fragen und Antworten jeweils auf A4-Blätter auszudrucken, pro Frage und pro Antwort ein Blatt.
Dann werden „100er“ benötigt, also Spiel-Geld, 100-er Noten. Für das Spiel werden, je nach Gruppengröße, 30-60 solcher Geldscheine benötigt.

Flipchart Rettet die 100er

Durchführung

Zur Durchführung braucht es mehrere Teams mit jeweils 2 oder 3 Teilnehmer*innen je Team.

Zunächst verteilst Du an jedes Team zehn 100er als Startkapital und erklärst die Regeln. Es geht darum, die 100er klug zu setzen und am Ende noch möglichst viele davon zu behalten – oder dazu zu gewinnen. Du liest die erste Frage und stellst die drei Antwortmöglichkeiten vor.

Nun bittest Du die Teams, zu beraten, welches die richtige Antwort ist. Wenn das Team entschieden hat, legt es seine 100er auf die entsprechende Antwort. Es ist aber auch möglich, die Summe zu splitten, z.B. acht 100er auf Antwort 1 und zwei 100er auf Antwort 3. Pro Fragerunde muss jedes Team sein gesamtes Geld setzen. Erfahrungsgemäß benötigen die Teams einige Zeit, zu besprechen, wie sie ihr Geld setzen. Diese Zeit ist eine wertvolle, intensive und aktive Auseinandersetzung mit dem Lernstoff. Wenn alles Geld aller Teams gesetzt ist veröffentliche ich die richtige Antwort und sammle all das Geld ein, das auf falschen Antworten liegt. Das richtig gesetzte Geld erhalten die Teams zurück.

Wenn du mit der Variante arbeitest, dass mehr als nur eine Antwort richtig sein kann, dann empfehle ich mit folgenden Alternativen zu arbeiten, das Geld zu setzen: Antwort 1, Antwort 2, Antwort 3, Antwort 1 + 2, Antwort 1+3, Antwort 2+3. Dies beinhaltet nun gleich sechs Möglichkeiten, das Geld zu setzen und nur eine Möglichkeit ist richtig. Dies erhöht natürlich den Schwierigkeitsgrad.

Da es immer wieder mal vorkommt, dass an einem Zeitpunkt ein Team kein Geld mehr hat, habe ich die Regel eingeführt, nach der jedes Team pro Runde einen frischen 100er erhält.

Einsatzmöglichkeit der Seminarmethode

Immer wieder mache ich die Erfahrung, dass Teilnehmer*innen bei diesem Spiel hellwach und voll dabei sind, meistens verbunden mit einer Menge Spaß. Und sich hochkonzentriert mit den Inhalten auseinandersetzen. Wie bereits gesagt, ich empfehle für dieses Spiel möglichst schwierige, aber noch eindeutig lösbare Fragen-Antwort-Kombinationen. Auch für Schätzfragen ist dieses Spiel gut geeignet.

Die Anwendung liegt vor allem in der Wiederholung der Inhalte. Aber auch transferorientierte Fragen können hier gut eingesetzt werden. So können statt Fragen auch Fälle eingesetzt werden und statt Antworten mögliche Lösungswege.

Als Seminarmethode für das Online-Training

Nun habe ich mir überlegt, wie ich diese Seminarmethode auch online umsetzen kann. Der erste Versuch war nicht optimal, nun habe ich aber eine Lösung gefunden, mit der ich sehr gute Erfahrungen gemacht habe.

Vorbereitung

Voraussetzung dafür ist die Arbeit mit mehreren Web-Cams. So habe ich an meinem Online-Trainer-Arbeitsplatz eine Webcam auf ein Flipchart ausgerichtet. Damit habe ich die Möglichkeit, meine existierenden Flipcharts – soweit sinnvoll – weiter zu nutzen. Eine weitere Webcam ist auf den Schreibtisch ausgerichtet. Dort nutze ich eine Fläche in der Größe A3, quer, auf der ich mit Neuland-Markern schreiben und auch Kärtchen verschieben kann.

Die Regeln des Spiels zeige ich am Flipchart. Das Spielfeld ist auf A3 vorbereitet: Die Felder zum Setzen und ein Feld für jedes Team. In meinem Beispiel (siehe Foto) habe ich mit zwei Teams gearbeitet, einem Team „Leipzig“ und einem Team „Hamburg“. Die Geldscheine sind sehr einfach aus zurechtgeschnittenen rosa Moderationskarten entstanden. Der Einfachheit halber habe ich den Betrag pro Team auf 5 Hunderter reduziert.

Spielfläche Rettet die 100er

Die Fragen und die jeweiligen Antwortmöglichkeiten wiederum habe ich in eine PowerPoint-Präsentation übertragen.

Durchführung

Zunächst bilde ich die Teams. Optimal ist es, das Spiel nach einer Pause zu starten und die Teams bereits vor der Pause zu bilden. In der Pause bereite ich die Gruppenräume (in Zoom „Breakout Sessions“) vor, d.h. ich ordne die Teilnehmer*innen den Sessions zu und benenne die Sessions um.

Ich erläutere die Regeln am Flipchart (Webcam Position Flipchart) und erkläre das Spielfeld (Webcam Position Schreibtisch) inklusive des Vorganges des Geldsetzens. Wenn es dann keine Fragen mehr gibt können wir starten:

Über Bildschirmfreigabe zeige ich Frage 1 und deren Antwortmöglichkeiten in PowerPoint. Ich rege die Teilnehmenden an, sich einen Screenshot zu erstellen, um Frage und Antwort auch in den Gruppenräumen zur Verfügung zu haben. Dann schicke ich sie in die Gruppenräume, wobei ich die Zeit der Beratung in den Gruppenräumen auf 2 Minuten begrenze. Während dieser Zeit wechsele ich wieder auf Kameraansicht „Schreibtisch“ mit dem Spielfeld. Wenn die Teams aus den Gruppenräumen zurückkommen, setzte ich das Geld so, wie das jeweilige Team entschieden hat. Nachdem alle Teams gesetzt haben, löse ich auf.

Dann schalte ich wieder auf die Bildschirmfreigabe zur PowerPoint, um entweder noch Erläuterungen zur falschen/richtigen Antwort zu geben oder gleich zur nächsten Frage weiter zu klicken.

Fazit

Ich bin mir sicher, dass dieses Spiel auch noch anders in einem Online-Training umgesetzt werden kann. Aber in dieser Variante ist es mit Gruppengrößen von bis zu 12 Teilnehmer*innen gut durchführbar und auch das Handling der unterschiedlichen Ansichten und Webcams hat mich nicht überfordert.

Methode „Lernmuseum“ im Online-Training

Als wir uns im Frühjahr dazu entschieden, das Modul Zaubern der Trainerausbildung auch online durchzuführen habe ich mich, gemeinsam mit Albert, an die Aufgabe gemacht, Onlinevarianten für unsere aktivierenden Methoden aus dem Präsenztraining zu ersinnen. Für eine Menge der Methoden ist es uns mit gewohnt kreativen Ideen gelungen. Am Ende auch für die Methode „Museum der Lerntypen“.

Für mein „Museum der Lerntypen“, welches ich im Präsenztraining am ersten Seminartag in einem zweiten Seminarraum einrichte, wollte sich lange keine gute Methode als Alternative im Online-Training finden.

Meine anfänglichen Überlegungen, das Museum aufzubauen und zu filmen oder es in einem Erklärvideo umzusetzen, verwarf ich. Mittels eines Tutorials auf einer Videoplattform hätte ich zwar Museumswände in PowerPoint erstellen können, wollte jedoch bewusst so wenig PowerPoint als möglich einsetzen.

Dann erhielt ich von einer Kollegin einen entscheidenden Tipp: Es gibt Plattformen, auf denen Künstler und Künstlerinnen online eigene virtuelle Ausstellungen präsentieren können.

Der erste Blick auf eine dieser Plattformen schien vielversprechend. Die ersten Versuche der Umsetzung ließen mich jedoch fast verzweifeln. Wie sollte ich es in der kurzen Zeit bis zum Seminar schaffen,

  • mich in die Bedienung der Plattform einzuarbeiten,
  • ein Museumsgebäude und
  • die virtuellen Kunstwerke zu erschaffen sowie
  • alles zu einem ansprechenden Ganzen zu gestalten?

Aber mein Ehrgeiz war geweckt. Als ich endlich herausfand, dass es für das Gebäude ansprechende Templates gibt, habe ich einen Nachmittag mit der Plattform „gespielt“ und war dann bereit, mein Museum zu erstellen.

Ich malte meine „Kunstwerke“ zum Thema Lerntypen auf meinem IPad, weil ich sie auf diese Weise schnell als elektronisches Bild zur Verfügung hatte. Die Umsetzung der Lerninhalte als abstraktes Kunstwerk machte mir richtig Freude. Dann machte ich mich daran, die Werke in den beiden Räumen des vorgefertigten virtuellen Museums in einer sinnvollen Aufreihung und Struktur zu platzieren. Nachdem dies mit einigem Probieren gelungen war, fand ich auch noch die Möglichkeit, eine Tour durchs Museum anzulegen und so zu jedem Bild einen Kommentar mitgeben zu können. Ein abstraktes Kunstwerk soll ja auch verstanden werden.
Endlich fertig, war ich unendlich stolz und lud gleich Familie und Freunde ein, mein Werk zu bestaunen. Wir stellten dabei fest, dass man mit einer VR-Brille sogar richtig durch das Museum laufen könnte.

Im Training stellte ich das Museum dann kurz als Methode vor und überließ den Teilnehmer*innen einen Link zum Selbsterkunden des Museums.

Die Umsetzung der Methode „Museum der Lerntypen“ in die virtuelle Welt ist für mich ein weiterer Beweis dafür, dass wir auch online sehr kreative Methoden entwickeln können, die jenseits vom einfachen Zeigen von PowerPoint Folien liegen. Es braucht dafür lediglich kreative Ideen, Experimentierwille, Lernbereitschaft und den Mut, neue Wege auszuprobieren.

Hier findest du mein Museum der Lerntypen: https://www.artsteps.com/view/5e9822e4a4814a409279b9d6

Hier findest du die Plattform, mit der ich das Museum erstellt habe: https://www.artsteps.com

Weitere Informationen

Möchtest du mehr Informationen erhalten, wie du eine Methode aus deinem Präsenz-Training in ein Online-Training übersetzt oder zahlreiche aktivierende Methoden für deine Online-Trainings kennenlernen und ausprobieren? Im Modul Online Trainieren unserer Trainerausbildung kannst du zahlreiche kreative Online-Seminarmethoden erleben und eigene Ideen entwickeln: Mehr Informationen findest du hier.

Im Modul Zaubern der Trainerausbildung kannst du die Wirkung dieser Übung – neben vielen anderen aktivierenden Methoden für den Einsatz in Präsenz- und Online-Seminaren – kennenlernen: Mehr Informationen findest du hier.

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