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von Albert Glossner, 09. März 2015
Die Kartenabfrage gehört zu den bekanntesten Methoden aus der Moderation und auch im Training wird sie häufig eingesetzt und genutzt.
Der große Vorteil der Methode ist, dass sie sehr gut geeignet ist, auf strukturierte Weise Beiträge von den Teilnehmer zu sammeln und diese anschließend in eine Ordnung („Cluster“) zu bringen.
Auch wenn der Ablauf klar strukturiert ist, ergeben sich in der praktischen Durchführung doch immer wieder kleinere und größere Herausforderungen. Auf diesem Hintergrund habe ich im Folgenden einige Praxistipps zur Kartenabfrage zusammengestellt.
Auf die Fragestellung kommt es an: die Ergebnisse werden unterschiedlich sein, wenn ich danach frage, „Welche Themen interessieren dich am meisten?“ oder „Welche Themen sind für dich am wichtigsten?“.
Um Klarheit für die Teilnehmer zu schaffen, empfiehlt sich unbedingt, die Fragestellung der Kartenabfrage zu visualisieren.
Praxistipp:
Für die Kartenabfrage eignen sich Fragestellungen am besten, die mit „Welche“ „Wie“ oder „Was“ beginnen. Nicht geeignet ist die „Wo“-Frage. Bedingt geeignet ist die alternative Fragen (Vor- und Nachteile, Pro/Contra), da sie eigentlich zwei Abfragen beinhaltet. Ich empfehle, die Fragestellung immer gedanklich vorab durchzuspielen.
Bearbeitung:
Die Bearbeitung (Sammeln von Beiträgen) ist in Einzel-, Partner-, und Gruppenarbeit möglich. Bei Einzelarbeit werde ich individuelle Beiträge erheben, bei Gruppenarbeit werden die Beiträge bereits vordiskutiert, also intensiver durchdacht sein. Auch bei schwierigen Fragestellungen empfiehlt sich die Kartenabfrage in Gruppenarbeit, damit sich die Teilnehmer gegenseitig anregen können.
Anzahl der Karten:
Durch eine Begrenzung der Karten („Jeder nur 3 Karten“) kann ich von Beginn eine Fokussierung auf wichtigste Beiträge erreichen. Wichtig ist, das Hinterher im Kopf zu haben. Eine Pinwand mit 100 Karten ist nur noch sehr schwer zu handeln.
Praxistipp:
Die spätere Weiterarbeit mit den Karten funktioniert dann am Besten, wenn die Kartenabfrage etwa 15 – 30 Karten ergibt.
Durch Teilnehmer oder Trainer?
Insbesondere bei Kartenabfrage in Gruppenarbeit empfiehlt es sich, dass die Karten durch einen Vertreter der Gruppe angepinnt und kommentiert werden.
Gleich ordnen oder erst sammeln?
Methodisch sauberer ist auf jeden Fall, die Karten zunächst an einer Pinwand ungeordnet anzupinnen und diese dann im zweiten Schritt auf einer anderen Pinwand zu ordnen. Die Gefahr ist allerdings, dass dieses lange dauert und langweilt. Von daher empfiehlt sich meist, die Schritte Sammeln und Ordnen in einem Schritt durchzuführen.
Praxistipp:
Wenn die Karten angepinnt werden, sollte gleichzeitig geklärt werden, dass alle Teilnehmenden verstehen, was mit der jeweiligen Karten gemeint ist. So bitte ich häufig bereits vor dem Anpinnen gleich nachzufragen, wenn nicht klar ist, was mit der Karte gemeint ist. Wenn mir selbst als Moderator nicht klar ist, was gemeint ist oder ich mir nicht sicher bin, dass die Karte eindeutig verstanden wird, frage ich nach. Tipp: „Was ist mit dieser Karte gemeint?“ wirkt hier besser als „Wer hat das geschrieben?“
In der Rolle des Moderators erarbeitet der Moderator die Cluster gemeinsam mit den Teilnehmern. Beim Einsatz der Moderation im Training kann es bisweilen sinnvoll sein, Cluster vorzugeben, um ein bestimmtes Lernziel zu erreichen.
Praxistipp:
Es ist nicht immer notwendig, dass ich als Moderator / Trainer diesen Schritt selber moderiere. Eine sehr schnelle Variante ist, dass ich zwei Teilnehmer bitte, stellvertretend für alle die Karten in eine sinnvolle Struktur zu bringen und danach das Ergebnis von der Gesamtgruppe kontrollieren und bestätigen lasse.
Eine methodische Alternative, die ich gerade durch einen Teilnehmer kennen gelernt habe, ist diese Phase von der gesamten Gruppe schweigend machen zu lassen und abschließend im Gespräch das Ergebnis zu bewerten. Funktioniert auch!
Nachdem die Cluster benannt wurden, können sie durch eine Mehr-Punktabfrage gewichtet werden. Wichtig: nicht die einzelnen Karten, sondern die Cluster werden gewichtet. Dadurch ist es nötig, diese deutlich zu kennzeichnen und zu benennen. Anzahl der Punkte = (n+1) / 2, wobei n = Anzahl der zu gewichtenden Cluster.
Praxistipp:
Die Gewichtungsfrage stets auch visualisieren. Gerade bei der Gewichtung macht es einen großen Unterschied, ob ich danach frage, was am wichtigsten ist, was am interessantesten ist oder was am meisten Wirkung erzielen wird. Die Visualisierung der Frage schafft Klarheit!
So wirkungsvoll und aktivierend diese Methode auch ist – nicht zu oft einsetzen! Teilnehmer werden müde, wenn zu oft Karten geschrieben und geordnet werden sollen. Ich kenne Trainingskonzepte, in denen fünf Kartenabfragen an einem Tag durchgeführt werden. Weniger oft erzielt deutlich mehr Wirkung!
Und: Kartenabfragen sind gut, wenn viele Beiträge gesammelt und geordnet werden sollen. Für komplexere Themen arbeite ich manchmal auch mit A4 oder A3 -Karten. Oder ganz anders…
Mehr zur Kartenabfrage und anderen Methoden in der Moderation erfährst, erlernst und übst du im 4-tägigen Ausbildungsseminar Moderieren.
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